Zwischen Sonnenschein und karger Dürre (Between sunshine and poor draught)
Christoph Hahn (1992)
Aachener Nachrichten, 4 September
Drei Künstler in der Galerie Signe Aachen: Eine Schau der gegensätzlichen Naturen
AACHEN - Den niederländischen Nachbarn aus der Provinz Limburg sagt man gern ein barockes Lebensgefühl nach. Da nimmt es kaum wunder, daß dieser sinnenfreudige Stil auch auf die Kunst aus Maastricht, Venlo und anderen Städten abfärbt. Abzulesen ist das an der neuen Ausstellung der Galerie Signe (Aachen, Ottostraße 88-90). Sie ist der Niederländerin Annehilde Bruining und dem US-Amerikaner T. Brewer gewidmet.
Die Freude am Umgang mit Licht und Farben, mit den Schönheiten dieser Welt, läßt sich an den Arbeiten von Bruining am sublimsten ablesen. Vom geographischen Kontext hat sich die 31jährige längst gelöst und auf einer Kykladeninsel auf "die Suche nach den Urformen" begeben. Während dieses langen Griechenland-Aufenthaltes - so läßt sich im Vergleich mit älteren Arbeiten feststellen - gewannen ihre Bilder an Klarheit und Gelöstheit. Die Farben der Werke, allesamt Resultat einer Mischung aus mehreren Drucktechnicken und Zeichnung, scheinen wie von mediterraner Sonne ausgeglüht. Und zwischen die Bögen und organischen Formen, die das Bild bestimmen, drängt sich das strahlende gekälkte Weiß griechischer Häuser und Kirchen.
Wohnt den Werken der im grenznahen Brunssum geborenen Annehilde Bruining eine tiefe Gelassenheit und Ruhe inne, geht es auf den Bildern von Richard T. Brewer lärmig wie auf einem Rummelplatz zu. Zwischen vielfach gebrochene und dann wieder zusammengesetzte Rahmen hat der 45järige US-Amerikaner, der zu Beginn dieses Jahrzehnts im Zuge eines Künstleraustaurisches längere Zeit in Maastricht zubrachte, krude anmutende Assemblagen von selbst (teilweise mit Hillfe von Airbrush-Düsen) gemalten Bilder und allerlei Fundstücken von Plastikpöppchen über Holzperlen bis hin zu Schlüsselanhängern gruppiert.
Eine Ausbildung als Architekt oder Vermessungsingenieur braucht, wer den Sinn der Gemeinschaftsarbeit des Aacheners Norbert Heyers und des Niederländers Egied Simons im Signe-Kabinett ermessen will. Das Duo hat die Maßverhältnisse des trapezförmigen Raumes in das städtebaulichen Umfeld verlängert, das zu einem Wandgemälde aus Zement, Wasser und Bindemitteln verdichtet. Doch dem Betrachter mag es wie einem Naturfreund im steinernen Dickicht der Städte ergehen - er findet sich in einem Land der Dürre, seine Sinne verdursten (bis 11. Oktober; Eröffnung Sonntag, 6. September, 12-14 Uhr).